Lagerfeuerromantik - Die Brigantai Hamurs

Im Norden der Insel Hamur, an einem Flusslauf, liegt ein ganz besonderes Dorf. In wenigen Zelten und einigen Wagen wohnen etwas mehr als siebzig Personen, die von der Bevölkerung abschätzig Brigantai (Gesetzlose) genannt werden. In diesem Dorf leben Verbannte verschiedenster Herkunft zusammen. Natürlich ist auch Ihnen dieses Dorf bekannt. Es ist der Ort, wo Ihre Helden sich längere Zeit aufhalten. Doch viel mehr als das offiziell Bekannte wissen auch Sie über die Brigantai nicht. Da Sie aber zur Gestaltung eines guten Rollenspiels mehr Informationen brauchen, seien diese im Folgenden gegeben:

Auch bei den Brigantai fängt der Tag in aller Frühe an! Das geschäftige Treiben täuscht über die grosse Gefahr hinweg, in der sich die Brigantai täglich befinden. Dies zeigen die Ereignisse der Vergangenheit, die auch heute noch hin und wieder am Lagerfeuer erzählt werden, und deren Schrecken auch heute noch tief sitzt:

Damals, als noch ein gewisser Romitron Grani Insellord war, gründete Sayon Dhana, der Vater des momentanen Anführers Sanyarin Dhana, zusammen mit einigen Freunden eine kleine Siedlung an der Südflanke des Vulkans. Er war angeklagt worden, Holzgegenstände, die er herstellte, mit Würmern zu versehen, damit seine Kunden schneller wieder etwas kaufen mussten. Viel eher war es aber so, dass er zuviel dachte und durch seine Äusserungen das Volk, wenn auch unbewusst, aufwiegelte. Nur dank einem Rat eines guten Freundes gelang ihm, seiner Frau und einigen gleich Denkender, die Flucht. Sehr abgelegen und verborgen bauten sie sich neue Häuser und hofften, vom Insellord nicht behelligt zu werden. Der Insellord hätte wohl nie etwas von der Existenz dieses Dorfes erfahren, wenn die Handwerker nicht Ihre Produkte hätten verkaufen müssen. Kurze Zeit konnten die inzwischen für gesetzlos erklärten Handwerker ihre Erzeugnisse über Freunde verkaufen. Bald aber flog dieser Handel auf und das Dorf wurde nur wenige Tage danach entdeckt. Die entsannten Schwertmeister und Guerai fielen ins Dorf ein und metzelten gnadenlos alle nieder, die sich zur Wehr setzten. Alle andern wurden genommen und entweder versklavt oder geopfert. Diejenigen, die das Massaker überlebten, zerstreuten sich in alle Richtungen. Sayon konnte mit seinem Sohn entkommen, doch musste er mitansehen, wie seine gestürtzte Frau brutal von einem Schwertmeister enthauptet wurde. Man erzählt sich, dass Vater und Sohn die Schreie der Mutter niemals vergessen konnten. Viele, die dieses Blutbad überlebten, zogen sich ins Einsiedlertum zurück. Einige jedoch, darunter auch Sayon und Sanyarin Dhana, fanden wieder zusammen und beschlossen, ein neues Dorf aufzubauen. Inzwischen hatte sich auch unter dem Bauern herumgesprochen, was die Brigantai wollten, und so mancher, der seinen Kopf wegen unerlaubter Jagd hätte verlieren können, schloss sich den Brigantai an. So stieg die Zahl der Brigantai wieder an. Auch spezialisierten sie sich nicht mehr alle in ihren Handwerken, sondern begannen, den Wald als Nahrungs-lieferanten zu nutzen. Man lernte jagen und kämpfen. Leider dauerte es diesmal nur unwesentlich länger, bis sich ein Gerücht über ein Brigantaidorf auf der Insel breit machte. Zum Glück verschaffte ein unerwartetes Ereignis den Brigantai mehr Zeit: der Tod des Insellords. Nach dem Ableben des Insellords, der keinen Erben hinterliess, begann ein brutaler Kampf um dem Thron. Keiner schreckte zurück, Verrat zu begehen oder zu meucheln. Adian Danamur, der momentane Insellord, besiegte in einem ungerechten Zweikampf einem der besten Schwertmeister Hamurs und sicherte sich seine Stellung. Durch die ganzen Ränkespiele waren alle Augen auf den Palast gerichtet, und es kümmerte sich niemand ernsthaft um die Brigantai. Es ist nur der Rachsucht Danhamurs zuzuschreiben, dass sich damals einige gute Kämpfer in die Wälder schlichen, da es keine Schande ist, sich dem Besieger seines Herrn anzuschliessen. Doch waren sich einige Guerai ihrer Köpfe nicht mehr sicher und flüchteten in die Wälder, wo sie von den anfänglich kritischen Brigantai aufgenommen wurden. Unter der eisernen Hand Danamurs wurde die Jagd auf die Brigantai wieder aufs härteste aufgenommen. Einige Brigantai, darunter auch Sayon Dhana, glaubten der Verfolgung Einhalt gebieten zu können und legten Hinterhalte und Fallen, um die Feinde zu töten. Die-ser Kampf wurde sogar über die Ufer hinaus berühmt. Oft belächtelte man den unfähigen Insellord, der nichts gegen die Brigantai unternahm. Sein Bekanntheitsgrad war auch die Ursache, dass sich inzwischen schon Brigantai von den nahegelegenen Inseln nach Hamur begaben. Der Aufstand der wenigen Brigantai, die einen solchen, wagten dauerte jedoch nicht sehr lange. Schon bald verschwanden Sayon und seine Mitstreiter. Nach sechs Tagen, während denen man schon den Tod der Kämpfer vermutete, kehrte Sayon mit einem Fremden, der ganz klar die Zeichen eines Schwertmeisters trug, zurück. Die anderen Kämpfer kehrten nicht wieder heim. Vielleicht können sich Ihre Helden an dieses Ereignis noch vage erinnern. Auf jeden Fall merkte die Gruppe schnell, dass sie in dem verschwiegenen Krieger einen treuen Gefährten gefunden hatte. Jedoch musste etwas fürchterliches während der fünf Tage vorgefallen sein. War Sayon schon durch die Erlebnisse mit dem alten Brigantai-dorf in seiner Selbstsicherheit ein-geschränkt, so wagte er nun keinen Schritt mehr ohne seinen Freund, der sich Batu Batarama, zweifelslos ein Künstlername, nannte. Sayon lebte nicht mehr lange. Es muss ein so schreckliches Erlebnis in den fünf Tagen stattgefunden haben, dass er noch an dessen seelischen Nachwirkungen starb. Als seine letzten Worte äusserte er den Wunsch, dass sein Sohn, der inzwischen zu einem stattlichen jungen Krieger herangewachsen war, seine Führerposition einnehme. Da niemand jemals an den Führerqualitäten Sayons zweifelte, sah man in dieser letzten Bitte mehr als Ruhmerhaltung. So verlangte man vom jungen Sanyarin, die Führung des Lagers zu übernehmen. Er alleine wäre da völlig überfordert gewesen, wenn ihm nicht Batu, mit dem er heute noch besser als sein Vater damals ist, unter die Arme gegriffen hätte. Jedoch nicht nur in dieser Hinsicht war Batu für die Brigantai nützlich. Denn auch er war es, der herausfand, dass der Insellord aufs Neue durch seine Fallen und Hinterhalte auf der Spur des Lagers war. So hätte sich die erste Kathastrophe beinahe ein zweites Mal wiederholt, wenn nicht Ra'Ida Janmara, eine junge Kämpferin (!), die Gefahr genug früh erkennt hätte. Innerhalb eines Tages zogen die Brigantai ihre Wagen von der West- zur Nordseite.An dieses anstrengende Ereignis werden sich Helden, die ihre Kindheit im Lager verbracht hatten noch bestens erinnern Es waren nur wenige Stunden vergangen, als auch schon Guerais am ehemaligen Lagerplatz eintrafen. Die einzigen Spuren, denen Sie folgen konnten führten in einen Flusslauf und verschwanden dort. Was die Guerais vor allem überraschte, war, dass sie nur die Spuren von drei Wagen finden konnten, was Sie auch ihrem Herrn meldeten. Seit dem wird die Zahl der Brigantai immer unterschätzt. Ausserdem wurde das Dorf bis heute niemals mehr von den Guerai entdeckt und, so die Götter wollen, soll es noch einige Zeit dort stehen bleiben. Die Arbeit im Lager der Brigantai ist recht aufgeteilt. Als erste ziehen immer zwei Jagdtrupps los. Sie durchstreifen die Wälder auf der Suche nach Wild. Inzwischen sind die Brigantai so geübt, dass das Lager Fleisch essen kann. Wenig später sieht man die Frauen in geschäftigem Treiben die Wagen oder den Platz säubern und dann vor den Wagen Sachen flicken. Zuletzt stehen die Kinder auf, sie müssen entweder in den Wald gehen, um Wurzeln, Beeren, Holz und Pilze zu sammel, die Ziegenherde der Brigantai bewachen oder am Fluss fischen gehen. Die Männer, die nicht in den Jagdtrupps loszogen, gehen ihren Handwerken nach. So herrscht bis über die weissen Stunden hinaus reges Treiben. Irgendwann nach Mittag kehren dann auch die Jagdtrupps wieder zurück. (Manchmal bringen diese auch Säcke voll Reis ins Lager. Diese stammen jedoch aus den umliegenden Bauerndörfern. Auch wenn die Brigantai es nicht gerne zugeben, so nehmen auch sie den Bauern Getreide weg und vergrössern dadurch deren Elend, obwohl Sie darauf achten, dass Sie nur von guten Ernten etwas nehmen, wenn es den Brigantai nicht allzu schlecht geht. Als Gegenleistung jedoch beschützen Sie die Dörfer vor unliebsamen Ungeheuern.) Dann beginnen einige Frauen sofort zu kochen. Der Speiseplan ist immer sehr unterschiedlich. Es gibt nur selten zwei Tage, an denen der Eintopf ( etwas anderes als Eintopf oder gegrillte Tiere, vor allem bei Festen zubereitet, gibt es hier kaum) gleich schmeckt. Nach der grossen Mahlzeit werden die Kinder zu Bette geschickt. Die Frauen bereiten dann noch den Proviant für den nächsten Jagdtrupp vor und kehren dann entweder zu Ihren Männern zurück, die sich am Lagerfeuer noch Geschichten erzählen oder Lieder vor-singen. Nach und nach begeben sich dann alle zu Bette. Nur zwei Wächter hüten das Feuer und das Lager. Doch wer sind die Personen, die hier leben? Die wichtigsten seien hier (nochmals) vorgestellt:

Sanyarin Dhana:
Der schlanke, junge Mann mit seinem schwarzen Haar ist seit dem Tod seines Vaters der Anführer der Brigantai. Er ist einer der besten Kämpfer, und er ist immer für neue Ideen offen und auch bereit, diese anzuwenden, wenn sie ihm sinnvoll erscheinen. In seinem Leben war es schon so mancher Gefahr ausgesetzt und hat daraus gelernt. Sanyarin sieht sich verantwortlich für den Frieden im Lager und findet für jede Situation eine Lösung, die beide Parteien befriedigt. Dies alles macht ihn zu einem angenehmen Führer und zu einem verständnisvollen und toleranten Ansprechpartner, der sich sehr gut der Situation anpassen kann. Er verlässt sich aber auch oft auf den Rat seines Freundes Batu, mit dem er wohl alle seine Geheimnisse teilt.Sanyarin sollte für die jungen Helden ein Vorbild, für die erfahreren Helden ein Freund sein. Seine Räte sind oft mehr als eine Spielerbehinderung. Setzten Sie den Anführer als kluge und hilfreiche Meisterperson ein, die die Helden auch in die Schranken weist, wenn es sein muss. Er geizt aber auch mit Lob nicht. Also ist er eine Art Vater oder guter Freund.

Batu Batarama:
Sehr zurückgezogen, schweigsam und gütig ist Batu, der beste Kämpfer der Brigantai, gegenüber den Leuten im Lager. Doch wer ihn schon einmal gegen einen Guerai kämpfen sah, der wird einen wilden, unerbittlichen Kämpfer erleben. Warum das so ist, darüber lassen sich nur Spekulationen äussern, da über die Vergangenheit des blonden Mannes, der die Zeichen eines Schwertmeisters trägt, nicht mehr bekannt ist, als dass er sicher nicht von Hamur stammt. Wenn er auf seine Vergangenheit angesprochen wird, so weicht er den Fragen aus. Auch erzählte er niemandem ausser Sanyarin, was in den fünf Tagen des Verschwundenseins Sayons passiert war.
Stellen Sie Batu als einen Mann mit dunkler Vergangenheit dar, die ihn prägte. Er mischt sich nirgendwo ein, doch wenn er etwas gefragt wird, weiss er meist eine befriedigende Antwort zu geben. Für die Helden sollte möglichst lange die Rolle Batus verborgen bleiben, doch ist es durchaus möglich, dass Sie sich mit ihm befreunden. Er ist übrigens ein guter Zuhörer und hilft, wenn man ihn benötigt.

Jar, Jugari, Jundari
Die Drillinge sind schon seit ihrer Geburt bei den Brigantai dabei. Ihre Eltern fielen damals bei dem fürchterlichen Massaker. Die Jungen bekamen kurz bevor die Eltern überrascht wurden ein Päckchen überreicht, das fünf Steine beinhaltete. Durch den Besitz dieser Runen (Frieden, Härte, Weichheit, Wasser und Fühlen) sind sie die mächtigsten Personen im Lager, was Zauberei anbelangt.
Sie haben eine sehr enge Bindung zu einander und gleichen auch wie ein Ei dem andern. Nur in der Grösse unterscheiden sie sich ein bisschen. Viele, vor allem jüngere Brigantai, haben jedoch nicht gerade den besten Eindruck von den Dreien, da sie raufen, saufen und derbe Spässe machen, die schon so manches Selbstwertgefühl zunichte gemacht haben. Wer jedoch die drei besser kennen lernt, merkt, dass all dies nie böswillig gemeint war.
Diese drei Gestallten werden wohl noch so manchem Helden einen mehr oder weniger derben Streich spielen. Stellen Sie die drei anfangs als notwendiges Übel vor, bis auch die gekränkten Helden erfahren, was Freundschaft mit den Drillingen bedeutet.

weitere Personen
Es wäre möglich noch einen Berg weiterer Seiten mit Charakteren aus dem Brigantailager zu beschreiben. In der nächsten Flaschenpost werden noch Ra'Ida und Ashi, sowie Awwe vorgestellt. Die übrigen Mitglieder können Sie dann wohl alleine charakterisieren. Bedenken Sie einfach, dass es sich bei den Brigantai um einen vom Schicksal zusammengewürfelten Haufen handelt, bei dem fast nichts unmöglich sein dürfte. Lassen Sie Ihrer Phantasie freien Lauf! (T.M.)