Hierarchie

Die Tharunsche Gesellschaft basiert eigentlich auf zwei Prinzipien: 1. ‚Diene und Herrsche’, 2. ‚Der Stärkere hat Recht’. Aus diesen beiden Grundprinzipien eine Hackordung, der wohl stabilsten Ordung, formten die Götter ein Hierarchiesystem, wobei Grundsatz 2 jeweils innerhalb der Göttergegebenen Kasten zum Tragen kommt. Damit kann die Gesellschaft grob in fünf Hierarchiegruppen unterteilt werden, welche ihrerseits nochmals in Kasten unterteilt sind. Zur groben Übersicht seinen hier die Kasten in der Reihenfolge zunehmender Mächtigkeit und Rechte genauer beschrieben:

Gruu: Unter diesem Begriff fasst ein Tharuner alles zusammen, was irgendwie noch wie ein Mensch aussieht, aber nach Lehre der Götter kein echter Mensch mehr ist. Darunter fallen bekannte Monster (z.B. Rakshasas) aber auch Krüppel und entstellte Menschen. Es ist durchaus möglich, durch eine schweren Unfall oder eine Krankheit zum Gruu zu werden. Wer eine solche Strafe der Götter verdient hat, darf logischerweise nicht weiter in einer Siedlung leben und wird ausgestossen, was zumeist den Tod der ausgestossenen Person bedeutet. Ein letzter etwas zwiespältiger Teil der Gruu sei hier noch erwähnt: Die Brigantai. Alle von den Herrschern als gesetzlos erklärten Personen sind nach Lehre der Götter auch keine Menschen mehr, womit viele Tharuner etwas Mühe haben, denn man sieht ihnen das nur sehr selten an. Ebenfalls in den Bereich Gruu fallen Testenai (Piraten) und Cosbatai (Streuner & Diebe in gossen Städten), da auch sie vor dem Gesetz rechtlos sind.

Menumai/Nonrai (Fischer/Bauern): Die unterste Stufe der Menschen ist ganz klar die dienende Rasse. Die meisten Menumai und fast alle Nonrai sind Leibeigene des Insellord. Sie bezahlen also horrende Steuersummen und dürfen nicht ohne Erlaubnis des Insellords (oder eines stellvertretenden Richters) in ein anderes Dorf umziehen. Zu weiteren Pflichten gehört das bewirten von Schwertmeistern, die beschliessen in einem Dorf zu rasten und sie mit allem, das sie wünschen zu versorgen... Die Gegenleistungen dafür sind marginal: Erwähnenswert ist nur die Tatsache, dass die Dörfer der Menumai und Nonrai am Hofe nach Hilfe verlangen können, wenn irgendeine Gefahr von einem Ungeheuer droht. Innerhalb dieser Hierarchiegruppe ist die Unterteilung in Kasten nur sehr gering. Auf der Land draussen muss man zusammenarbeiten um überhaupt zu überleben, was eine Ausprägung von grossen Kasten verunmöglicht. Vielmehr können Personen einen speziellen Status innehaben, sowie der Dorfälteste oder auch der Dorfvorsteher.

Fenrai (Handwerker): Eigentlich müsste auf dieser Stufe von der Stadtbevölkerung gesprochen werden. Tatsache ist aber, dass es in den Städten meistens auch noch Nonrai und Menumai gibt, die zwar ganz klar der oben genannten Kaste angehören, aber dennoch um einiges mehr ansehen geniessen (so als ob sie in der Hierarchiegruppe der Fenrai wären). Das Standesgehabe ist unter den Fenrai normalerweise sehr bestimmt. Und wenn nach aussen zumeist auch ein moderater Eindruck entstehen kann, so trügt dieser Schein. Verweigerungen von Heiraten unter vielen verschiedenen, hauptsächlich durch die Berufsgruppen bestimmten Kasten sind die Norm. Und auch wenn man mit anderen Kasten handeln muss, so wird man deren Ware wohl nie offen den Wert zugestehen, den sie wirklich hat. Schon so manches Handelsgespräch ist deshalb wegen eines unglücklichen Feilschargumentes zu einem Blutbad ausgeartet.

Guerai/Azarai (Krieger/Priester): Hierbei könnte man auch von der Hofbevölkerung sprechen, für jene die unter den Fenrai beschriebenen Modalitäten für Bauern gelten. Tatsache ist, dass der Hof eigentlich eine eigene Stadt bildet und nicht allzu viele Leute überhaupt nach draussen gelangen. Mal abgesehen von einigen Fenrai, die ihre Rohstoffe von ausserhalb holen, besitzen nur Guerai und Azarai wirkliche Handlungsfreiheit. Während die einen für die irdische Ordnung zuständig sind und in dieser Funktion mit der ihnen kastenmässig unterlegenen Bevölkerung ziemlich rabiat umgehen, sind die anderen für die religiöse Ordnung zuständig, die sie aber nicht weniger zimperlich verteidigt wird. Dass innerhalb dieser Hierarchiegruppe ebenfalls ein sehr strenges und sehr detailliertes Kastensystem besteht, welches auf ,Dienen und Herrschen’ basiert, vermag wohl kaum zu verwundern. Schwertmeister beispielsweise, die besten Kämpfer, die ihr Können durch eine entsprechende Prüfung (das Verletzen eines wirklich mächtigen Schwertdämons) bewiesen haben, können zum Richter ernennt werden, der Stellvertretend für den Insellord auf dem Land draussen absolut freie Richtgewalt hat.

Herrscher: Dieser Hierarchiegruppe gehören nur noch sehr wenige Leute an. Dennoch gibt es auch hier wieder Abstufungen. Je nachdem worüber sie herrschen, haben sie dennoch Vorgesetzte, denen sie Steuern bezahlen müssen. Der Insellord untersteht dem Archiplearen, der wiederum dem Reichsherrn tributpflichtig ist. Die acht Reichsherrschen wiederum unterstehen dem Tharun, der nur noch den Göttern rechenschaft schuldig ist, wie ein Sprichwort besagt. Diese Hierarchiegruppen und ihre Feinunterteilung werden die Helden im Verlaufe der Kampagne noch sehr gut kennenlernen. Vorerst soll nur noch auf zwei Spezialitäten verwiesen werden: Frauen: Die weiblichen Wesen Tharuns werden eigentlich als Menschen zweiter Klasse betrachtet. Je nach Region werden Frauen als immer zu einem Mann gehörend oder gar als sein Eigentum betrachtet. Diesbezüglich erhalten die Frauen also die Stellung ihres Mannes und stehen gesellschaftlich gesehen gar über den Männern einer unteren Kaste. Ihre Kaste teilt sich jedoch nochmals in zwei grosse Lager: die Männer und die Frauen. Letztere werden in ihren Rechten auf ihrer Stufe oft gar mehr beschnitten, als Frauen auf unteren Stufen. Während die theoretische Stellung über der von anderen stehen könnte, wird sie in der Praxis aber durch die Männer bestimmt. Anders sieht es aus, wenn Frauen unter sich alleine sind. Dann gilt ganz klar die Stellung des Mannes und niemand würde daran rütteln. Als eine der wichtigsten Stellungen, die eine Frau innehaben kann gilt die Masha. Wörtlich übersetzt bedeutet das Vor-Frau. Sie ist unter den Frauen, die ein Mann haben kann, die bevorzugte. Vor allem am Hofe kommt der Masha eine sehr wichtige Bedeutung zu. Sie sind oft gebildet und wunderhübsch, unterhalten den Besuch mit anregenden Gesprächen und sind nicht selten für einen Teil der Politik ihres Ehemannes verantwortlich.

Stirinai (Händler): Handel in Tharun ist ein sehr zweischneidiges Schwert, denn der Beruf des Händlers ist absolut nicht angesehen. Er erschafft nichts (wie die Fenrai) und er dient keinen Göttern oder Herrschern (Der ganze Hofstaat, inkl. Guerai, Azarai, Numinai,...). Vielmehr macht er sein Geld damit anderen Leuten Dinge zu tieferen Preisen abzutauschen, als dass er sie an andere Leute wieder los wird. Hier kann nach Tharunscher Meinung nicht von einem ehrbaren Beruf gesprochen werden, weshalb diese Kaste offiziell zu der Hierarchiegruppe der Nonrai/Menumai gehört. Dennoch bringen es die meisten Händler ziemlich weit und scheren sich im Normalfall nicht um das Gehabe der Kasten. Ihre Söhne werden ohne weiteres zu Guerai ausgebildet und ihre Töchter geben hervorragende Mashas ab. Hier spiegelt sich also ein kleiner Widerspruch, denn der Reichtum der Händler und geschickte Diplomatie bringt ihnen nicht nur die Sympatie der Herrscher sondern auch der Tempel. Solange die von den Händlern einen Vorteil erwarten können, solange werden an Höfen empfangen und sind gern gesehene Gäste. Solange sieht man auch über ihren theoretisch mickrigen Stand hinweg.